Hermann Weber. Tödlicher Konsum
Datum: 25.03.2023
Datum: 31.03.2023
Weberei
Mit seiner aktuellen Serie »Tödlicher Konsum« kritisiert Hermann Weber den unreflektierten Fleischkonsum, der die Haltungs- und Produktionsbedingungen sowie die massiven Schäden der Massentierhaltung auf Natur und Klima ignoriert.
Mit eindrücklichen Bildern setzt sich der Künstler für die Würde der Tiere ein, die ihnen in der qualvollen Massentierhaltung und Schlachtung genommen wird. Dabei bezieht er sich auf die Studien der amerikanischen Psychologin Melanie Joy zum Thema Fleischkonsum, die in diesem Zusammenhang den Begriff Karnismus geprägt hat. Nach Melanie Joy ist Karnismus ein unsichtbares System aus Überzeugungen, das Menschen dazu konditioniert, bestimmte Tiere zu essen. Als dominante und gewaltvolle Ideologie benutzt der Karnismus eine Kombination aus sozialen und psychologischen Verteidigungsmechanismen, die Menschen dazu veranlassen, an inhumanen Praktiken teilzuhaben, ohne vollständig zu realisieren, was sie tun. Die Wahrnehmung des eigenen Verhaltens wird dabei so verändert, dass diese scheinbar zu den eigenen Wertvorstellungen passt.
In seiner Beschäftigung zum Thema Fleischkonsum verfolgt Hermann Weber auch einen kulturhistorischen Ansatz, der fragt, wie wir zum heutigen Standard der Massentierhaltung gekommen sind, der den Nutztieren jegliches Recht auf ein würdevolles Leben nimmt. Dabei kritisiert er u.a. Philosophen wie Francis Bacon und Rene Descartes, die die Meinung vertraten, dass Tiere keine Empfindungen haben und somit auch keine Schmerzen oder Angst fühlen können, was heute wissenschaftlich widerlegt ist. Indem Weber auf die die christliche Bildikonografie des Ecce homo zurückgreift, deren Bedeutung v.a. ab dem 19. Jahrhundert als Bild für das Leiden und die Entwürdigung des Menschen durch Gewalt erweitert wird, und diese mit Schlachthofszenen verknüpft, möchte er auf das Leid der Tiere als Mitgeschöpfe der Menschen in der Massentierhaltung und in den Schlachthöfen aufmerksam machen.
Titelbild: Hermann Weber, »Ecce Homo, Tödlicher Konsum I«, 2022, Museum Biberach © VG Bild-Kunst, Bonn 2024