Kunst der Amateure
Datum: 25.01.2025
Datum: 13.04.2025
Die niederländische Zukunftsforscherin Li Edelkoort prognostiziert für das 21. Jahrhundert ein Zeitalter der Amateure. Dies zeigt sich nicht nur in einem generellen Trend zu Do-it-yourself, sondern auch im Bereich Selbstmanagement, Wissenserwerb und nicht zuletzt im sogenannten »user generated content« unserer digitalen Medienkultur. Während kritische Stimmen auf das Risiko des Beliebigen und Dilettantentums verweisen, sehen andere Stimmen in dieser Entwicklung das Potential der demokratischen Teilhabe. In der Kulturtheorie wird diese Entwicklung als partizipative Wende bezeichnet.
Im Bereich der Kunst lässt sich bereits ab den 1960er-Jahren eine Hinwendung zu Partizipation und Teilhabe erkennen. Die Ausstellung »Kunst der Amateure« widmet sich diesen künstlerischen Strömungen. Ausgangspunkt sind die ersten partizipativen Kunstwerke im Medium der Konzept- und Videokunst, in denen das Publikum durch aktive Handlung Teil des Kunstwerks wird. Diese neuen künstlerischen Ansätze, die die Betrachtenden zu einem integralen Bestandteil des künstlerischen Werks werden lassen, haben einen demokratischen Anspruch gemeinsam: Die Kunst soll von ihrem hohen Sockel der Eliten gestoßen werden und für jedermann zugänglich und durch die eigene Handlung »aktivierbar« sein. Diese partizipativen, demokratischen Ansätze der 1960er- und 1970er-Jahre führen bis zur interaktiven Medien- und Computerkunst der Gegenwart.
Partizipative Kunst zeichnet sich durch ihre Vielgestaltigkeit aus. Künstlerische Intentionen oszillieren zwischen affirmativem Spiel und subversivem Anspruch, aktionistischem »Kunst-ins-Leben-Spektakel« (Stella Rolling) und aktivistischem Engagement. Es geht um die Reflexion und Erweiterung des Kunstbegriffs, die Emanzipation der Rezipient:innen, die Artikulation politischer Analysen und Kritik bis hin zu Interventionen in gesellschaftliche Zusammenhänge. Gemeinsam ist partizipativen künstlerischen Ansätzen das Bestreben, die Unterscheidung zwischen Ausführenden und Publikum, Künstler:in und Ama-teur:in, Produktion und Rezeption aufzuheben. Die künstlerische Arbeit ist kein geschlossenes Werk im klassischen Sinne, sondern entsteht erst im Prozess der gemeinschaftlichen Teilhabe, wie es Umberto Eco bereits 1962 in »Das offene Kunstwerk« formulierte.
Die Ausstellung »Kunst der Amateure« stellt künstlerische Ansätze der Region in einen Dialog mit internationalen Positionen. Zusätzlich präsentiert die Ausstellung die Ergebnisse einer partizipativen Künstlerresidenz, die im September 2024 stattfand.